Innovationen mit Wirkung

InSight

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Ausgangslage und Problemstellung

Patrouillen und HOK-Situationen (Häuser- und Ortskampf) zählen zu den gefährlichsten Einsätzen für Angehörige der Armee (AdA). Besonders in urbanen Gefechtszonen stellen Gebäudekomplexe mit potenziellen Verstecken, enge Strassen und uneinsehbare Ecken erhebliche Risiken dar. Die eingeschränkte Sicht erschwert eine frühzeitige Gefahrenbewertung und erhöht die Bedrohung für die AdA. 

In solchen Szenarien stehen AdA vor zentralen Herausforderungen: 

  • Unzureichende Sicht und mangelndes Lagebild. 
  • Informationsvorsprung auf Seiten des Gegners. 
  • Keine sichere Deckung für die Erkundung der Umgebung. 
  • Hoher Zeitdruck und psychische Belastung. 

Diese Faktoren erschweren fundierte Entscheidungen und erhöhen das Risiko im Einsatz. 

Lösung

Die verprobte Lösung: der Camera Ball der Firma Bounce Imaging. 

  • Design: Kugelförmige, robuste Kamera mit sechs integrierten Linsen. 
  • Funktion: 360-Grad-Videos werden stabilisiert und in Echtzeit auf ein mobiles Gerät übertragen. 
  • Flexibilität: Kann geworfen, an Magneten oder Teleskopstäben befestigt oder auf einem Hund montiert werden. 
  • Technologie: Drahtlose Übertragung, Infrarot, Gegensprechanlage. 
  • Anwendung: Einfache Handhabung, auch unter hohem Stress. 

Der Camera Ball ermöglicht es, mit niedrigerer Eigengefährdung ein umfassendes Lagebild zu erstellen – schnell, sicher und effizient. 

Unser Beitrag

Unser Fokus lag darauf, den tatsächlichen Mehrwert des Camera Ball unter den spezifischen Anforderungen der Einsatzkräfte aufzuzeigen. Dafür wurde das Produkt im Rahmen eines praxiserprobten Ansatzes auf Herz und Nieren getestet: 

  • Validierung: In Workshops wurden der Camera Ball und alternative Technologien (Endoskop, Insta360 Kamera oder Mini-Drohne) verglichen. Nach einer Gegenüberstellung der unterschiedlichen Bedürfnisse und Lösungen fiel die Wahl auf den Camera Ball als vielversprechendste Lösung für das Problem. 
  • Ermöglichen: Die Findung und Verknüpfung aller relevanten Ansprechpartner, sowie das Erkennen und Überwinden systemischer Hürden im Projektverlauf war im konkreten Fall ein wichtiger Mosaikstein zur hohen Geschwindigkeit des Innovationsvorhabens. 
  • Tests mit Truppen: Szenarien mit und ohne Camera Ball wurden unter realistischen Bedingungen durchgespielt. Dabei haben wir folgende Faktoren evaluiert: 
  • Zeitbedarf. 
  • Verbrauch von Ressourcen wie Munition. 
  • Verwundetenstatistiken. 
  • Subjektive Einschätzungen der Truppe. 

Neutrale Auswertung: Die Ergebnisse wurden objektiv analysiert und praxisnahe Optimierungspotenziale identifiziert. 

So What?

Die Ergebnisse waren aufschlussreich: 

  • Der Camera Ball bietet zwar auf den ersten Blick eine innovative Lösung für ein besseres Lagebild. Allerdings zeigten die Tests, dass die Übertragungsdistanz, Bildqualität und Batterielaufzeit für die meisten Einsätze in Gebäuden Schweizer Bauart (Mauerwerk) nicht ausreichend sind. 
  • Die Handhabung des Balls an sich ist relativ selbsterklärend, die Integration in taktische Abläufe jedoch komplizierter als erwartet. Für die Anwendung im HOK ist der Camera Ball nur für komplexe Grundrisse (Treppenhäuser und Erhebungen) wirklich nützlich. Der Camera Ball verlangsamt die Truppe eher, als dass er sie effizienter macht. 
  • Schutzhundeführer des Kompetenzzentrum Veterinärdienst und Armeetiere sahen als einzige Nutzergruppe einen Mehrwert und nutzen den Camera Ball als Messlatte beim Testing von neuen Hilfsmitteln. Die Übertragungsdistanz stellt bei ihnen kein Problem dar, da der Hund an der Leine läuft. Für ihren Anwendungsfall ist das Bild zudem gut genug, das Video kann theoretisch als Beweissicherung genutzt werden. Schlussendlich ist die Batteriedauer kein limitierender Faktor, da der Ball bis kurz vor dem Einsatz im Auto aufgeladen werden kann.

 

InSight ist somit ein Innovationsvorhaben mit Beispielcharakter – auch, oder gerade darum, weil es nicht weitergeführt wird. Innert wenigen Monaten und mit beschränktem finanziellen und personellen Aufwand konnte eine mögliche Lösung des Problems mit der relevanten Nutzergruppe geprüft und verifiziert werden. Der Mehrwert für diese wurde verneint, das Innovationsvorhaben somit abgeschlossen.